Dänemark
2002
Als bei mir mal wieder die totale Langeweile herrschte, fragte mich mein bester
Freund Fynn, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, mit ihm, nach Dänemark
zu fahren, um zu campen und natürlich zum Angeln. Ich sagte natürlich
sofort ja, denn jeder Angler weiß, wie toll Dänemark zum Angeln ist.
Ich packte also meine Sachen und am Wochende gings los. Auf der Fahrt erzählte
mir Fynn, dass er an den See, wo wir hinfahren wollten,schon einige Hechte gefangen
hatte und nicht die kleinsten. Zwischen dem ganzen Gefachsimpel, das so im Auto
herschte, vergaßen wir die Zeit und bald waren wir auch schon in Dänemark.
Nach langer Fahrt kamen
wir endlich am See an, packten unsere gesammten Angelsachen aus und schleppten
sie ans Ufer. Das war aber schwieriger als wir dachten, denn es ging sehr steil
bergab. Und dann noch mitten in Gedanken übers Angeln und nicht bei der
Sache. Man sieht das Wasser und man will einfach nur auswerfen und einen Hecht
nach dem anderen fangen. Und dann passierte es auch schon, ich rutschte aus
und polterte mit meinen ganzen Taschen den Berg runter. Als ich zum Stillstand
kam, wurde ich auch schon mit einem herzhaften Lachen begrüßt. Ein
Däne saß am See und war am Angeln. Als Fynn auch herunter gepoltert
khm, wechselten wir mit dem fremden Angler ein paar Worte. Das fiehl nicht weiter
schwer, denn er sprach recht gut Englisch. Er berichtete uns, er hätte
heute noch nichts gefangen, ist aber öfters hier und hat auch schon den
einen oder anderen guten Hecht gezogen. Voller Hoffnung bauten wir unsere Angestelle
etwas weiter weg auf und fingen an Köderfische zu angeln, warfen unsere
Hechtposen aus und warteten. Es war ein schöner See, nicht groß und
nicht zu klein und am Ufer dicht mit Bäumen bewachsen. Er lag in einer
Art von kleinem Tal, in der Mitte des Sees war eine kleine Insel mit zwei abgestorbenen
Bäumen. Das Wasser war klar und küh,l man sah überall an der
Oberfläch kleine Fische, die Ringe hinterließen.
Gegen Nachmittag kam der freundliche Angelkollege zu uns und sagte, dass er jetzt
gehe und wir an seine Angelstelle könnten, da diese die beste am See wäre.
Fynn und ich schleuderten jeder seine zwei Hechtruten mit toten Köderfischen
raus. Meine Pose lag direkt vor einem toten Baum, wo man denkt, hier steht ein
dicker Brocken. Dem war aber nicht so, wir warteten und nichts passierte, nicht
mal ein Biss. Gegen Abend entschlossen wir uns um den See zu gehen und ihm mit
dem Spinner abzufischen. Irgendwo mußten doch die Hechte stehen. Ausserdem
knurrte uns der Magen, denn wir hatten nur ein paar Kartoffeln mit, die wir eigentlich
mit dem Fisch essen wollten. Mit dem Blinkern gings uns aber auch nicht besser.
Wir verloren zwei Blinker, ich gabs auf und ging zurück zu unseren Hechtruten.
Dort hatte sich auch nichts getan. Plötzlich hörte ich Fynn irgendwas
schreien. Ich dachte nur ,na endlich, der erste Hecht. Nach einiger Zeit hörte
ich nur ein unglaublichen Schwall von Flüchen auf micht zu kommen. Ich war
verwundert. Als er mich erreicht hatte, hielt er mir einen knapp funfziger Hecht
vors Gesicht. Ich meinte nur, was regst du dich auf, jetzt haben wir was zu essen.
Dann zeigte er auf seine Rute, die Spitze war gebrochen. Wie hast du das denn
hingekriegt, fragte ich ihn. Er erzählte mi,r er hatte ein Hänger und
er hätte vorsichtig gezogen und es hätte plötlich krach gemacht.
Das Ärgerliche an der ganzen Geschichte war, Fynn hatte sich die Angel erst
vor 3 Tagen gekauft, eine schöne Carbonrute, also ein richtig teures Ding.
Da saßen wir nun entäuscht, nichts großes gefangen, Rute kaputt.
Die stimmung war auf dem Nullpunkt. Fynn baute erstmal unser Zelt auf einer Schafswiese
auf, am Ufer war leider kein Platz. Ich machte in der Zeit Feuer und bereitete
das Essen vor. Wir wickelten Fisch und Kartoffeln in Alufollie ein und warfen
sie gut gewürzt und mit viel Butter ins Feuer. Als wir den Fisch aßen
und es dunkel wurd,e beobachten wir den See und unsere Posen, die wir schon mit
Knicklichtern bestückt hatten. Aber nicht rührte sich. Man hörte
nur das unheimlich laute Platschen der kleinen Rotaugen, die zu Tausenden sich
am Ufer drängten. Da der See durch Regen überflutet war, ragte das hohe
Gras der Schafswiese in den See, wo sich die Rotaugen wohl fühlten. Als wir
aufgegessen hatten und es immer später wurde und wir immer noch keinen Biss
hatten,beschlossen wir unser Sachen zusammen zu packen und uns eine Runde schlafen
zu legen. Bevor wir uns jedoch Schlafen legten,gingen wir noch mal zum Zaun, der
die Schafswiese umschloss. Da Hochwasser war, stand eine Ecke des Zaunes im Wasser.
Wir stampften auf dem Boden und beobachteten wie die kleinen Fische mit lauten
Platschen wegschwammen. Dann fingen wir an Scherze zu machen und stampften wie
wild auf dem Boden, leuchteten mit den Taschenlampen aufs Wassser. Ich sagte noch,
gleich kommt ein Hecht und schnappt sich die Rotaugen. Und plötzlich explodierte
das Wassser, ich bekam so einen Schreck, dass ich zurücksprang. Ich sah nur
noch ein Riesenhecht vor unseren Füssen liegen. Fynn und ich schalteten sofort.
Der Hecht darf nicht ins Wasser zurück. Wir packten ihn ungefähr einen
Meter weit vom Zaun, meine Herz raste, ich konnte es einfach nicht glauben. Ein
80-90cm Hecht war durch einen Maschenzaun gesprungen. Wo eine Masche gerade mal
den Durchmesser vom Hecht hatte. Wir schrien vor Freude nur noch beide in die
Nacht hinein. Aber nun lag er vor uns. Schnell töteten wir ihn durch einen
Herzstich, dann bewunderten wir unseren Hecht. Ich hatte davor noch nie einen
größeren Hecht gesehen. Und war immer noch sprachlos. Schnell machten
wir Fotos und nahmen ihn gleich aus. Zufrieden gingen wir schlafen. Mit dem Gedanken
das wir nicht verhungern werden!
Geweckt wurde wir von einen
lautenTtrommeln, es regnete und es prasselte auf das Zelt. In der Zeit dachte
ich nochmal an letzte Nacht und an den Hecht. Der Hecht stand im knapp 30-40
cm tiefen Wasser. Wir mussten den Hecht in dem Augenblick ,wo er sich gerade
einen Fisch schnappen wollte, so irritiert, dass er die Orientierung verloren
haben mußte.
Ich stand schließlich auf, fing ein paar Köderfiche und warf meine
Hechtrute erneut aus.
Ich dachte, wenn die Hechte hier schon so dumm sind, dass sie aus dem Wasser springen,
müssen sie doch auch mal bei mir anbeissen. Nach einiger Zeit kam auch Fynn
aus dem Zelt gekrochen und montierte ebenfalls seine Rute. Ein paar Stunden vergingen
und es hatte nichts gebissen, dafür hatte es aufgehört zu regnen. Und
wir dachten uns, vielleicht beissen jetzt die Hechte nach demWetterwechsel. Ich
war gerade dabei eine Angel zu beködern, als ich plötzlich meine Bremse
kreischten hörte. Ich schmiss die Sachen weg und rannte zu meiner Angel.
Ich setzte den Anhieb. Ich drillte den Hecht ans Ufer heran, was leichter war
als ich dachte.Nach 5 min hoben wir ihn aus dem Wasser. 70 cm, mein größter
Hecht, den ich je gefangen hatte. Voller Zufriedenheit legte ich den Hecht zu
dem anderen. Gegen nachmittag aßen wir den Fisch, packten unsere Sachen
und fuhren nach Hause. Und ich glaube, es war eins der schönsten und der
verrücktesten Angelwochenenden, die ich jemals erlebt habe.
-Tobi-